Unser Familienname

Die Sache mit den letzten Buchstaben

Die einen heißen Borck, die anderen Bork, die dritten gar Borg oder sogar Borch. Wie können Menschen mit so verschiedenen Namen nur auf den Gedanken kommen, dass sie alle einer Familie angehören könnten?

Nun, vor kaum mehr als 120 Jahren konnte sich ein Name noch ganz schnell ändern. Beamte und Pastoren machten die Eintragungen oft nach Gehör und die Betroffenen legten keinen Einspruch ein, weil es ihnen nicht so wichtig erschien. So ist ein Fall aus dem Jahre 1884 urkundlich belegt: Der Standesbeamte in Harburg an der Elbe trug als Bräutigam Eduard BORK ein, das Brautpaar unterschrieb eigenhändig mit Eduard und Helene BORCK. Als erstes Kind  wurde 1885 Emma BORCK geboren, 1886 folgte ihr Bruder Ewald BORK. So gibt es heute im Familienverband Mitglieder mit und ohne C, die nachweislich direkt miteinander verwandt sind.

Wer Familienforschung betreibt, stößt immer wieder auf solche scheinbaren Ungereimtheiten, die die Suche nach den Wurzeln nicht gerade einfacher machen. Doch meist lassen sich die Knoten lösen. Viele Mitglieder des Familienverbandes haben damit bereits Erfahrung und geben ihr Wissen gerne weiter.

Die Theorie vom Wolf

Was bedeutet Borck? Hier scheiden sich die Geister. In Pommern wird der Name bereits im 13. Jahrhundert von Edelleuten und Bauern geführt. Er soll aus dem Wendischen stammen und "Wolf" bedeuten. Eine andere Ableitung stammt aus dem Deutschen und heißt "Burg", die bergende, schützende Stätte, Stadt, Burg. Auch werden Zusammenhänge hergestellt mit dem polnischen "bor" (Fichte) und dem slawischen "barik" (Koseform von Borislaw).

In den Mitteilungsblättern des Familienverbandes wird diese Frage in vielen Veröffentlichungen diskutiert. Ein gültiges Fazit hat sich bisher nicht ziehen lassen. Dabei wird auch auf die verschiedenen Schreibweisen eingegangen, wobei zwischen den Zeilen oftmals das Unbehagen mit anderen Formen als Borck hervorschimmert. So erscheint die Namensform Bork erst Weihnachten 1953 im offiziellen Titel des Familienverbandes. Und dabei ist das längst nicht alles: Auch die Formen Borg und sogar Borch sind zu berücksichtigen.

Eigentlich wird der Name Borg über das niederdeutsche "borg" aus dem gotischen Wort "baurgs" gleich "burg" über folgende Entwicklung abgeleitet: baurgs (gotisch) - purc, burg (althochdeutsch) - burc (mittelhochdeutsch) - borg (niederdeutsch). Gerade für diese Namensform gibt es im skandinavischen Raum zwei bedeutende Vertreter: Kim Borg, den berühmten und international bekannten Bassisten (geb. 1919), und Björn Borg (geb. 1956), den fünfmaligen Wimbledon-Sieger. An dieser Namensform ist bemerkenswert, daß Borg im Schwedischen "Borj" gesprochen wird. Das aber führt uns unmittelbar zu der Namensform "Borch", einer Form, die von der landschaftlich durchaus üblichen Aussprache des "g" als "ch" ("Machdeburch" für "Magdeburg") hergeleitet werden kann.

Um abschließend - augenzwinkernd - die Verwirrung zu vervollständigen, sei auf den "Neuen Brockhaus" des Jahres 1938 verwiesen, der den Stichworten Borg, Borch und Bork einheitlich die Bedeutung "verschnittener Eber" zuordnet und den Borch dem Niederdeutschen, die beiden anderen Wörter dagegen dem Mitteldeutschen zuweist.

Dieser kleine Exkurs zeigt, daß es bisher nicht gelungen ist, eine gültige Deutung des Familiennamens zu erreichen. Das wird auch künftig sehr schwer sein, weil man die im Laufe der Jahrhunderte eingetretenen Wandlungen in der Schreibweise mit ins Kalkül zu ziehen hat. Bis zum Beweis des Gegenteils müssen also alle Namensformen um Borck herum als gleichwertig angesehen werden.

(Autor: Gerhard Basse)

Ohren wie bei "Rotkäppchen"

Schon die Gebrüder Grimm haben es gewusst: "Großmutter, warum hast du denn so große Ohren?" fragt Rotkäppchen den Wolf, bevor sie gefressen wird. Irgendwie muss diese Erkenntnis dann jedoch in Vergessenheit geraten sein. Wieder entdeckt wurde das besondere Bor(c)ksche Merkmal bei der Gründungsversammlung des Familienverbandes 1927 in Berlin. Und der dabei gewählte Erste Vorsitzende, der Superintendent im Ruhestand Hans Borck, ließ es sich nicht nehmen, aus diesem Ereignis ein Gedicht zu machen, das im allerersten Mitteilungsblatt des Verbandes vom Januar 1928 nachzulesen ist. Es lautet:

Die Borck'schen Ohren

Als im vorigen November
vierzehn Borck's zusammentraten
in Berlin in der Vandalia,
um mit Eifer zu beraten
die Statuten des Verbandes,
den zu gründen sie gekommen
nach Berlin von allen Seiten,
allen Borcks zu Nutz und Frommen,
war auch eine Dame drunter
aus dem Hause der Leddiner,
die ein offnes Auge hatte,
wie man's kennt bei dem Berliner.
Als sie nun betrachtet hatte
mit den Augen scharf und munter
die verschiedenen Borcks im Zimmer,
Reihe auf und Reihe runter,
sprach zur Nachbarin sie leise:
"Eines seh' ich, dass geboren
alle Borcks, die hier anwesend,
ausnahmslos mit großen Ohren.
Als Familienzug, so scheint es,
ist der Umstand anzusehen,
dass die Ohren groß und stattlich
links und rechts am Kopfe stehen."
Also sprach sie. Ob sie recht hat?
Nun, wir wollen's Euch verkünden,
wenn sich zum Familientage
viele Borcks zusammenfinden.
Ob dann wirklich große Ohren
ein Familienzug zu nennen,
wird bei einer stillen Musterung
man mit Leichtigkeit erkennen.
Große Ohren! Ei wir lassen
uns die Gabe nicht verdrießen,
kann man doch mit ihrer Hilfe
manches Köstliche genießen.
Für die Worte unseres Gottes
und für die erfahrenen Alten
wollen wir die großen Ohren
nur recht fleißig offenhalten.

 

Die Borkes in Pommern

"Dat is so old as de Borcken un de Düwel!" Dieses Sprichwort verlegt das erste Erscheinen der Borcken nach Pommern, genauer gesagt nach Hinterpommern. Als die Germanen im sechsten und siebten Jahrhundert aus Pomorje (= Land am Meer) abzogen, kamen die slawischen Pomoranen nach. Sie wurden bald von dem westslawischen Fürstenhaus der Greifen beherrscht. Friedrich Barbarossa (1122 - 1190) erkannte Bogislaw I. (1136 - 18.3.1187) als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an.

Seinem Einfluss weit entrückt, saß an der mittleren Rega das uralte, ursprünglich wendische Geschlecht der Borke, deutsch "v. Borcke" - man spricht auch von den Borkonen, - das den Pommernherzögen gegenüber vom Lehnseid befreit war und ihnen nur huldigte. Die Familie Borke/v. Borcke tritt mit "Pribislaus filius Borkonis" (Pribislaus, Sohn Borkos) urkundlich erstmals 1186/87 in das Licht der Geschichte. Borko, alteingesessener Edler pomoranischer Abkunft, gilt als Ahnherr der Familie. Auf ihrem Eigentum gründet sie die vier Städte Regenwalde (1282), Labes (1295), "Wulvesberg" (Wolfsberg Stramehl 1348) und Wangerin (vor 1410). Sie sitzt aber auch auf der Falkenburg an der Drage, auf Schloss Pansin am Krampehl, auf Usedom und an der Peene. Die Familie hat große Verdienste an der Besiedlung und am Aufbau des Landes.

Wie sieht es im übrigen Deutschland damals aus? Mit dem Ende der Stauferzeit beginnen 1252 anarchische Zustände, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts anhalten. Wirtschaftlich, kulturell und militärisch beginnt durch städtische Geldwirtschaft an Stelle der Naturalwirtschaft, durch Universitäten und gelehrte Bürgerschichten sowie ganz besonders durch Söldnerheere ein Umbruch, der die Ritterschaft verarmen lässt. Und so werden auch einige Mitglieder der Familie Borke von der "Krankheit Raubritter" angesteckt. Am schlimmsten Macko Bork. Dahinter steckt Matzke (für Matthias) Bork.

Aber auch diese Periode geht zu Ende. Die Borkes werden zu guten Preußen. So heißt das preußische Infanterie-Regiment Nr. 30 "von Borcke", dessen III. Bataillon 1807 zu den Verteidigern von Kolberg gehört. Der erste Träger des Eisernen Kreuzes 2. Klasse nach seiner Stiftung 1813 ist ein Major von Bork (oder Borcke), der Kommandeur eines pommerschen Füsilier-Bataillons. Das Geschlecht stellt auch hervorragende Vertreter in der preußischen Verwaltung und außerdem rechnet man ihm zwei weitere Unika zu: Ihm gehörte der erste in der Geschichte genannte pommersche Edelmann an und der erste deutscher Übersetzer der Werke von Shakespeare (um 1750).

Ein solches Geschlecht ist natürlich für die Mitglieder des Familienverbandes Borck (später Borck/Bork) Anreiz, durch die Familienforschung einen "Anschluss" daran zu finden. Das ist bisher nicht gelungen. Borcks sind (bzw. waren) außerdem nicht nur in Pommern ansässig. Im Baltikum gab es bis 1945 einen starken Zweig, und auch andere Landschaften haben "ihre" Bor(c)ks, wobei ziemlich sicher ist, dass die Namen dort andere Quellen haben. Der Familienverband half sich durch die Gründung von (bis jetzt 24) "Häusern", die jeweils einzeln erforscht werden, wobei ein Zusammenwachsen entweder untereinander oder mit dem pommerschen Uradelsgeschlecht erhofft wird.

(Autor: Gerhard Basse)

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